von Vincenzo Delle Donne, Rom
Als Gott der Künste befehligte Apollo die Musen. Denjenigen, die sich ihm widersetzten, schickte er fürchterliche Epidemien. Konnte es eine schönere Abbildung für einen Gott geben, der seine schützende Hand über die Musik, die Medizin, den Intellekt und die Prophezeiung hielt? Gab es eine plastischere Huldigung für denjenigen, der den Karren der Sonne und den glühenden Stern durch das Himmelsgewölbe zieht?
Johann Joachim Winckelmann beschrieb diese Skulptur als das „höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums“. Goethe sah eine Gips-Kopie der Skulptur im Mannheimer Antikensaal zum ersten Mal und zeigte sich erschüttert. In einem Brief aus dem Jahr 1777 schrieb er: „Mein ganzes Ich ist erschüttert, das können Sie denken, Mann, und es fibrirt noch viel zu sehr, als daß meine Feder stet zeichnen könnte. Apollo von Belvedere, warum zeigst du dich uns in deiner Nacktheit, dass wir uns der unsrigen schämen müssen?“
Für mich ist es das schönste Land in Europa. Ich bin sehr, sehr oft in Italien gewesen und ich liebe alles: Ich liebe die Sprache, die Architektur, das Licht, die Musik, die Küche. Aber ich sehe mit blutendem Herzen, was aus Italien wird: einerseits politisch, aber andererseits auch durch Umweltzerstörungen, wie vieles verfällt, was wir geliebt haben, wie vieles den Bach runtergeht, weil wir es nicht gepflegt haben. Also, Italien ist dabei, mir das Herz zu brechen.
Non parlo tanto bene! (Ich spreche nicht so gut). Ich habe es lernen müssen, weil mein Mann und ich viele Jahre ein kleines Haus in den Bergen in der Nähe von Val Cavagna hatten: hoch oben zwischen Comer und Luganer See. Da sprach kein Mensch Deutsch, und wir mussten es lernen. Als erstes habe ich alle Flüche gelernt, die es gibt. Unsere Handwerker haben immer geflucht, und ich konnte die schrecklichsten Dinge sagen, später auch die schönen.
Von 1786 bis 1788 machte Goethe seine fast zwei Jahre währende Italien-Reise, auf der er auf den Spuren der Antike wandelte. Der Geheimrat war in einer Schaffenskrise und fand in Italien seine Inspiration wieder. Unter anderem auch durch die Liebesnächte mit einer phantomatischen Faustina, deren Identität bis heute ein großes Geheimnis ist. Wann fand Ihre erste italienische Reise statt und was bewirkte sie in Ihnen?
Das kann ich Ihnen genau sagen. Ich bin mit 16 Jahren mit einem billigen Studentensonderzug nach Rom gefahren und habe in der Via Alessandro Farnese gewohnt. Bei evangelischen Schwestern, bei denen ich gut aufgehoben war. Da konnte ich tagsüber durch Rom stromern und ich wurde gut bewacht, dass mir nichts passierte - mit Liebhabern wie Goethe. Da habe ich einen jungen Mann aus einer Reisegruppe kennengelernt, mich ein bisschen in ihn verliebt, er war 17 oder 18. Und er sagte, wir haben morgen mit unserer Gruppe eine Audienz beim Papst. Das war Giovanni XXIII, il Papa buono! Dann habe ich gedacht: Da gehe ich mit, und er hat mich gesegnet: D.h. er hat uns alle gesegnet. Dann habe ich gedacht: Jetzt bin ich vom Papst gesegnet, jetzt muss ich gucken, wo der Papst wohnt, und bin in den Petersdom gegangen. Und da ist gleich rechts, wenn man reinkommt, die Pietà von Michelangelo. Ich habe nie in meinem Leben was Erschütternderes erlebt und so was Schöneres gesehen als diese Frau, die ihren toten Sohn hält und weint. Alles ist aus Stein. Wie kann man so etwas aus Stein machen? Ich habe meinen Kopf an ihr angelehnt und geweint. Dann kam ein Aufpasser und sagte: „Was haben Sie, signorina? Warum weinen Sie?“ Ich habe dann auf die Statue gezeigt, die mich so erschüttertet hat, und er sagte: „Sì, Michelangelo!“ Das habe ich nie in meinem Leben vergessen! Das war mein stärkster Eindruck in Italien, und da fing die Liebe zu Italien an. Seitdem war ich fast jedes Jahr dort. .........
Dass Ferrara neben Florenz, Venedig und Rom auch ein Zentrum der Renaissance-Kunst war, ist selbst vielen Kunsthistorikern ein Novum. Das Geld bei Patriziern und Kirchenfürsten saß zwar in der Stadt am Unterlauf des Po nicht so locker wie anderswo. Doch dem Kunstsachverstand von Isabella d’Este und der Überzeugungskunst ihres Bruders Alfonso I d’Este ist es zu verdanken, dass die lokalen Werkstätten mit den Großen ihrer Zeit konkurrieren konnten. Die Ausstellung "IL CINQUECENTO A FERRARA: Mazzolino, Ortolano, Garofalo, Dosso" wirft ein neues Licht auf die Renaissance-Künstler dieser Stadt und ist bis zum 16. Februar 2025 im Palazzo dei Diamanti zu sehen.
Wer war Marco Polo? Ein Reisender, ein Schriftsteller, ein Botschafter oder ein Präfekt am Hofe des großen und gefürchteten chinesischen Großkahns? Ein illustrer Händler, der einer venezianischen Patrizier-Familie angehörte? Oder war er vielleicht nichts von alledem und doch nur ein Hochstapler und Hasardeur, der eine unglaubliche Reise erfand, die ihm ein bescheidenes Vermögen und einen Platz in den Annalen der Geschichte einbrachte? Benutzte er womöglich Vorlagen anderer Abenteurer für seine Darstellung der Reise, die ihn angeblich über Anatolien, Armenien, Bagdad, Persien, die Wüste Gobi, den Gelben Fluss bis nach Khanbaliq, wie das antike Peking damals hieß, führte und insgesamt dreieinhalb Jahre dauerte? Eine Ausstellung im Dogenpalast von Venedig, die am 6. April eröffnet wurde bis zum 30. September 2024 läuft, bringt wenig Licht in dessen biographische Dunkelheit. ...
Die 3.000 Zuschauer waren ganz aus dem Häuschen. Roberto Bolle und seine Tanz-Kollegen aus der ganzen Welt haben der diesjährigen Ausgabe des Festival da Re eine ganz besondere Note verliehen. Der künstlerische Leiter des Festivals, Antonio Marzullo, hat weder Mühen noch Kosten gescheut, „Roberto Bolle and Friends“ zu engagieren. Neben Bolle wirkten Ausnahmetänzerinnen und -tänzer wie Bakhtiyar Adamzhan (Astana Opera, Astana), Timofej Andrijashenko (Teatro alla Scala, Mailand), William Bracewell (The Royal Ballet, London), Travis Clausen-Knight (International Guest Artist), Maria Eichwald (International Guest Artist), Nicoletta Manni (Teatro alla Scala, Mailand), Yasmine Naghdi (The Royal Ballet, London), Madoka Sugai (Hamburg Ballet), sowie Casia Vengoechea (International Guest Artist) mit. Für die Klavierbegleitung sorgte Marcelo Spaccarotella.
Ohne Starallüren erfüllte der Superstar nach der Glanzvorstellung in der Reggia di Caserta die zahlreichen Autogrammwünsche des vorwiegend jungen Publikums.
Roberto Bolle ist ein Glücksfall für das italienische Ballett. Der 48jährige Piemonteser ist der Superstar der Tanzszene, der wie kaum ein anderer im Fernsehen und Tourneen ein Millionenpublikum erreicht. Für viele Tanzbegeisterte tritt Roberto Bolle damit in die Fußstapfen der russischen Tanz-Legende Rudolf Nurejew.
Der Rundgang beginnt am Arsenale. Dort, wo die Seerepublik Venedig ihre unschlagbaren Schiffe baute. Nur aus dem Tod des Alten würde das Neue entstehen, lautet ein Zitat des französischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Anatole France. Es wurde der Arsenale-Schau vorangestellt.
Lokkon setzt den besonderen Fokus auf den afrikanischen Kontinent, der sich nicht nur in Sachen Recycling der Ressourcen, sondern auch in der Architektur als Weltmeister in Sachen Nachhaltigkeit präsentiert.
89 Aussteller aus der ganzen Welt nehmen an der diesjährigen Biennale di Architettura teil. Zumeist sind es einzelne Architekten, die hier brillieren wollen.
Im Padiglione Italia werden Projekte präsentiert, die sich mit der Erhaltung alter Bausubstanz beschäftigen. Das ist für Italien ohnehin das drängendste Thema der Zukunft.
Den Goldenen Löwe für sein Lebenswerk erhielt der nigerianische Künstler und Architekt Demas Nwoko. Insgesamt kann man jedoch auf dieser Architektur-Biennale nur wenige Entwürfe sehen. Vieles gleicht eher einer videolastigen afrikanischen Kunstschau.
Tatsächlich sind auch im Padiglione Centrale viele afrikanische Künstler vertreten. 22 Architekten interpretieren hier mit ihren schillernden Entwürfen die Zukunft der Architektur.
Auch in den 63 nationalen Pavillons liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit der Architektur. Der brasilianische Pavillon hat den Goldenen Löwen für das beste Konzept zum Gesamtthema Erde erhalten.
Der deutsche Pavillon, den das Berliner Magazin „Arch+“ und die Architekturgemeinschaft „Summercumfemmer Büro Juliane Greb“ kuratieren, ist gewissermaßen wegen Umbau geöffnet.
Generationen von Architekten haben sich mehr oder minder gelungen an diesem protzigen Nazi-Bau abgearbeitet.
Eine Rampe für Rollstuhlfahrer wurde jetzt als Kontrapunkt hinzugefügt, die als Zeichen von Inklusion und Diversität gefeiert wird, obwohl sie auch baurechtlich unbedingt notwendig war.
Jetzt geht von diesem Nazi-Bau ein Signal der Nachhaltigkeit aus, indem Materialien aus 40 Pavillons wiederverwertet werden. Diese hätten nach der letzten Biennale auf der Müllhalde landen sollen.
Ein kleiner Lichtblick für die Zukunft?
In den Annalen hieß es bislang, dass Leonardos Mutter nur eine einfache Magd war. Jetzt lässt sich allerdings belegen, dass die junge Kaukasierin von der Venezianern gekauft und als Sklavin über Konstantinopel und Venedig nach Florenz gelangte. Gefangen wurde sie in der östlichsten Kolonie Venedigs: an der Mündung des heute russischen Flusses Don, der im Asowschen Meer mündet. Ihr Schicksal war mit dem von Piraten, Soldaten, Abenteurern und Kurtisanen verknüpft, und sie wurde mehrmals wiederverkauft. Chataria gebar unzählige Kinder und starb 1494 bei ihrem berühmten Sohn in Mailand.
Als Geste der Wiedergutmachung hielt Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Regierungssitzung in Cutro ab und verabschiedete dort prompt ein neues Regierungsdekret zur Regelung der Flüchtlingsströme. Es sieht einerseits vor, die Strafen für die Schlepper auf bis auf 30 Jahre Gefängnis zu erhöhen; anderseits stellt es die geregelte Einreise von Hunderttausenden von Flüchtlingen in Aussicht. Tatsächlich schreit die Tourismus-Industrie des Nordens und die Agrarwirtschaft des Südens nach neuen Arbeitskräften, die im Land nicht zu finden sind. Im Veneto beispielsweise fehlen rund eine halbe Million Arbeitskräfte; ähnlich dramatisch ist der Arbeitskräftemangel auf den Feldern Apuliens und Kampaniens. „Wir werden den Herkunftsländern der Flüchtlinge Einreisekontingente gewähren, wenn sie uns bei unserer neuen Flüchtlingspolitik unterstützen“, sagte Ministerpräsidentin Meloni. Fazit: Zuckerbrot und Peitsche.
Eine einzigartige Ausstellung, die über 100 Werke von Ercole de’ Roberti, Lorenzo Costa und anderen Ferraresi versammelt, zeigt nun diese unbekannte Seite der italienischen Renaissance. Kuratiert wird die Ausstellung ebenfalls von zwei Ferraresi: dem arbeitssamen Michele Danieli und vom skandalträchtigen Kunsthistoriker und unnachahmlichen TV-Agitator Vittorio Sgarbi, der neben seinen vielen Aktivitäten auch stellvertretender Kulturminister des Landes ist. Der Titel der Schau im soeben behutsam restaurierten Palazzo dei Diamanti, der ehemaligen Residenz der hiesigen Herzogsfamilie, lautet: Rinascimento a Ferrara. Ercole de’ Roberti e Lorenzo Costa.
Ercole de’ Roberti, ein Zeitgenosse Leonardos, besticht in seinen Bildern mit einer spielerischen Leichtigkeit, die der große Florentiner nicht besaß. Sein Schüler Lorenzo Costa, der in frühen Jahren nach Bologna abwanderte und dort über drei Jahrzehnte eine erfolgreiche Bottega betrieb, setzte sein Werk fort und besticht in der Ausstellung beispielsweise durch sein Gemälde der Heiligen Dreikönige aus dem Jahr 1499, in dem er unvergleichlich die Elemente der flämischen Malerei mit denen der florentinischen mischt. Bis Ende Juni kann man in diese einzigartige kunsthistorische Wiedergutmachung an diesen beiden Malern eintauchen.
Jetzt gehen Spieler wie Marco Tardelli und Dino Baggio an die Öffentlichkeit und verlangen Aufklärung. „Wir nahmen Micoren wie Bonbons“, bekannte der frühere Nationalspieler Dino Baggio, der auch für Juventus Turin spielte. Viele ex-Profis, die auch an Krebs erkrankt sind oder Schlaganfälle erlitten haben, trauen sich indes nicht an die Öffentlichkeit.
In der Serie A spielten in dieser Zeit übrigens auch eine Reihe deutscher Legionäre wie zum Beispiel Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus, Andy Brehme, Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff. Geht jetzt auch bei ihnen die Angst um?
Ein anderes Gericht in Bologna ist nun der gleichen Argumentation gefolgt und hat in erster Instanz den 33 Nachkommen der Opfer des Massakers von Marzabotto ebenfalls Schadensersatz durch die Bundesrepublik Deutschland zugesprochen. Im Herbst 1944 wurden in dem emilianischen Dorf rund 800 Kinder, Frauen und Männer von deutschen Besatzungstruppen und deren italienischen faschistischen Kollaborateuren als Vergeltungsmaßnahme ermordet. Nur der österreichische Major Walter Rederer, der auf Befehl von Feldmarschall Albert Kesselring handelte, wurde von einem Militärgericht dafür zu lebenslanger Haft verurteilt und verbüßte die Strafe im Militärgefängnis von Gaeta, ehe er 1985, 6 Jahre vor seinem Tod begnadigt wurde. Der von einem britischen Militärgericht angeordnete Todesstrafe entging Kesselring nur, weil die Strafe auf Betreiben Churchills in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden war. Schon 1952 wurde Kesselring jedoch gänzlich begnadigt und stieg zum geschätzten Militärberater von Konrad Adenauer auf.
Beweise gab er auch zuhauf gegen weitere Mittäter der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer-SS“. Doch die Ermittlungen verliefen ab Anfang der sechziger Jahre sowohl in Italien als auch in Deutschland im Sande. Die Bundesrepublik Deutschland braucht sich allerdings über die jüngsten Urteile nicht den Kopf zu zerbrechen. Denn die Nachkommen der Opfer werden nun wohl vom italienischen Staat entschädigt. Ministerpräsident Mario Draghi hat eigens einen Fond einrichten lassen, aus dem die Opfer entschädigt werden. Schließlich hatte der italienische Staat selbst gegenüber der Adenauer-Regierung in einem bilateralen Vertrag auf sämtliche Ansprüche verzichtet, die aus den Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen resultierten.
von Daniele Delle Donne, Rom
Ein einzigartiges Buch zu Venedigs 1600. Geburtstag
Das Buch Venedig: Liebe, Leid und Laster von Vincenzo Delle Donne erzählt die Geschichte Venedigs durch besondere Menschen, die hier lebten, liebten oder starben. Ausgehend von der Flucht in die Lagune und der Gründung der Stadt, bis zum Aufstieg zur mächtigen Seerepublik und deren Untergang erzählt der italienische Journalist aus dem Buch des Lebens von großen Venezianern wie Marco Polo, Antonio Vivaldi und Giacomo Casanova, aber auch von berühmten Venedig-Reisenden wie Lord Byron, Richard Wagner und Peggy Guggenheim, die in der Lagunenstadt ihren Tod oder ihr Glück fanden. So nimmt mosaikartig ein ganz neuartiges Venedig-Bild Konturen an. Eine akribische Spurensuche, die natürlich weder die Maskeraden des Karnevals noch den Glanz seiner großen Maler Giorgione, Tiziano und Tintoretto auslässt. Mit viel Liebe zum biographischen Detail eröffnet sich dem Leser so das intime Wesen der einzigartigen Stadt durch die Jahrhunderte und die Geschichte, in der sowohl Giacomo Casanova seine Liebeskünste zelebrierte als auch geniale Kurtisanen zu Dichterinnen und selbstbewusste Frauen zu Musen für grandiose Maler und unheilvolle Diktatoren wurden. Hier kann das Buch bestellt werden:
Gottvaters 700. Todestag
von Vincenzo Delle Donne, Forlì
Die Mona Lisa: ewiges Rätsel?
von Vincenzo Delle Donne
Die Mona Lisa: Leonardo da Vincis Frauenportrait ist das berühmteste Gemälde der Welt und hängt im Pariser Louvre. Das Universalgenie malte oft seine Bilder nicht zu Ende. Das war bei der Mona Lisa nicht anders, die sein ständiger Begleiter wurde. Denn er verstand sich in erster Linie als Erfinder. Nur rund 14 Gemälde werden Leonardo eindeutig zugeschrieben. Mit seiner Mona Lisa erreichte die Portraitmalerei der Renaissance gleichwohl ihren Höhepunkt.
Jahrhundertelang rätselte man, wer diese Frau gewesen sei, die ironisch und sinnlich den Betrachter anschaut. Was wurde in dieses Gemälde nicht alles hineininterpretiert, von dem es unzählige Kopien gibt: Es würde die Kaufmannsfrau Lisa del Giocondo darstellen, sei ein Selbstportrait Leonardos, eine Darstellung seines geliebten Dieners Salaj. Oder eine Mischung aus alledem, um das perfekte Portrait zu erstellen.
Wer war eigentlich die Mona Lisa und wie viele Mona Lisa-Bilder malte Leonardo? Neueste Archivfunde, über die wir hier exklusiv berichten, werfen ein neues Licht auf die Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Frauenportraits und dürften für hitzige Debatten unter Kunsthistorikern sorgen.
´O sole mio: Siegeszug eines Liedes
von Gianluca Delle Donne
´O sole mio ist die eigentliche Hymne Neapels und wurde 1898 komponiert. Die Worte dieses weltberühmten Volksliedes stammen vom Journalisten Giovanni Capurro, der sie einer angebeteten neapolitanischen Edeldame widmete. Vertont wurde es vom Maestro Eduardo di Capua, während er auf der russischen Krim verweilte und vor Sehnsucht nach Neapel verging. ´O sole mio gehört zwar zu dem populärsten Liedern der Welt, aber die Urheber hatten nichts von seinem späteren Erfolg. Beide starben in bitterer Armut.
Das Lied wurde im neapolitanischen Dialekt verfasst. Der neapolitanische Jahrhunderttenor Enrico Caruso nahm 1916 mit ´O sole mio in Amerika eine Schallplatte auf und startete somit den Welterfolg des Liedes. Auch Luciano Pavarotti und zuletzt Plácido Domingo mit der spanischen Sopranistin Saioa Hernández interpretierten das populäre Lied.
Übrigens, 2002 hat ein Turiner Gericht die Mit-Autorenschaft von Alfredo Mazzucchi an ´O sole mio verfügt. Der damals 20jährige hatte dem Maestro Eduardo di Capua 23 Motive überlassen, die dieser unter seinem Namen veröffentlichte. Darunter war auch ´O sole mio! In diesem exklusiven Film liefern wir eine einzigartige Verbindung von Musik und Bildern:
Die Restaurierung der Alexander-Schlacht
von Daniele Delle Donne
Pompeji, die antike römische Stadt am Vesuv, wurde 79 nach Christus unter Meter hoher Lava-Asche begraben. Fast 1700 Jahre wurde die Stadt so unfreiwillig für die Nachwelt konserviert. Seit 1748 graben hier Archäologen und fördern Sensationelles zu Tage: so z.B. in der berühmten Villa del Fauno, der Villa des Fauns. Nach einzigartigen Faun-Skulptur benannt, die hier gefunden wurde und später viele Künstler inspirierte. Das absolute Highlight des Archäologischen Nationalmuseums von Neapel stammt aber auch aus der Villa del Fauno: Es ist das monumentale Mosaik aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, das die legendäre Schlacht Alexander des Großen gegen den König Darius III. von Persien darstellt. Die Schlacht von Issos oder Gaugamela, die den jungen mazedonischen König im vierten Jahrhundert vor Christus unsterblich machte.
Eine Restaurierung dieses grandiosen Mosaiks, das in jedem Geschichtsbuch der Welt abgebildet wird, ist jetzt unbedingt notwendig. „Wir werden zunächst das gesamte Mosaik abnehmen. Dann wollen wir mit den modernsten Techniken genau feststellen, ob das Mosaik nur auf der Oberfläche beschädigt ist oder ob auch der Untergrund Schäden aufweist", sagt die Leiterin der Restaurierung, Amanda Piezo. Denn es könnte sein, dass die jetzt sichtbaren Oberflächenschäden vom Untergrund herrührten.
Das sensationelle Mosaik, das die römische Kopie eines griechischen Originals ist, wurde in Pompeji 1831 gefunden. Die Entdecker machten jedoch den Fehler, es aus der Villa del Fauno abzunehmen und 1844 nach Neapel zu bringen. Für die 7 Tonnen schwere Ladung waren damals 16 Ochsen notwendig, die die Karren mit der wertvollen Ladung zogen. Unterwegs passierte jedoch ein unheilvolles Malheur: Teile der Ladung fielen von den Karren und gingen zu Bruch. Im Archäologischen Nationalmuseum wurden die Puzzle-Stücke dann wieder zusammengesetzt.
„Bei unserer Restaurierung geht es in erster Linie darum, dieses großartige Mosaik zu erhalten. Damit dies geschehen kann, müssen wir jedes Detail dieses einzigartigen Meisterwerkes erforschen“, sagte der Kunsthistoriker Antonio De Simone. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 2022 an. Interessierte können auf der Website des Museum die einzelnen Phasen der Restaurierung verfolgen.
Ein kleiner Schritt mit großen Folgen?
von Daniele Delle Donne
Es tut sich in bella Italia also doch noch etwas, was politische Veränderungen angeht. Eigentlich wird in Italien seit Jahrzehnten von dringend notwendigen Reformen gesprochen, die umgesetzt werden müssten, damit das Land weiterhin wettbewerbsfähig sein und wirtschaftlich wachsen kann. Der behäbige Staatsapparat und der monströse Bürokratieapparat sind auf dem Apennin ja beinahe sprichwörtlich und ein wahres Gräuel für jeden ausländischen Investor.
Auch die EU-Kommission und Weltbank haben die dringend notwendigen Reformen deshalb immer wieder angemahnt. Doch was in der politischen Praxis folgte, waren meistens nur leere Versprechen. Der letzte Politiker, der an diesem Reformanspruch scheiterte, war Matteo Renzi. Jetzt ist jedoch hauptsächlich auf Bestreben der 5-Sterne-Bewegung Leben in den Prozess des Wandels gekommen. Ein Steckenpferd in ihrem Parteiprogramm war die Reduzierung der Volksvertreter in der Abgeordnetenkammer und im Senat.
In einem Referendum hat sich das Land nun mit einer satten Mehrheit von über zwei Drittel dafür ausgesprochen, die Zahl der Abgeordneten auf 400 und die der Senatoren auf 200 zu reduzieren. Ein Signal, das Hoffnung für weitere Reformen macht. Der sizilianische Schriftsteller Tomasi di Lampedusa legte in seinem berühmten Roman „Der Leopard“ der Figur Tancredi den bezeichnenden Satz in den Mund, der zwar wie ein Widerspruch klingt, aber eigentlich zum Leitmotiv der sizilianischen, aber auch italienischen politischen Seele geworden ist: „Wenn wir wollen, das alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern“. Sollte jetzt ein Reformprozess doch noch in Gang kommen?
In Dolce-Italia-TV
Startenor Plácido Domingo wurde im Herbst 2019 wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung in der Opernwelt an den Pranger gestellt. Seine glänzende Karriere schien, ein unrühmliches Ende zu nehmen. Dann erkrankte der 79jährige im Februar 2020 zudem an Corona und kämpfte mit dem Tod. Mit unglaublicher Kraft feierteC jedoch der Spanier am 22. August 2020 vor dem Prachtschloss im süditalienischen Caserta ein überraschendes Comeback, bei dem er seine bekannte Stimmgewalt unter Beweis stellte. Das ist hier ein filmischer Exklusivbericht über die innere Kraft eines Jahrhunderttenors, der in Italien wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden ist.
Raffaello di Sanzios 500. Todestag: Der Meister der Natur
von Vincenzo Delle Donne, Rom
Biographie zum 500. Todestag von Leonardo da Vinci
von Susanne Delle Donne, Venedig
Sein und Zeit und ihre heutige schleichende Apokalypse. Die 58. Esposizione Internazionale d’ Arte di Venezia, die New Yorker Ralph Rugoff kuratiert steht just unter dem Motto: May You Live in Interesting Times. Mit Witz, Genuss und Schrecken, aber immer mit einer sehr politischen Message, inszenieren die 79 Künstler der Welt Rugoffs Vorgabe. Herausragend ist Christoph Büchels Beitrag, der das Schiffswrack einer Flüchtlingstragödie präsentiert, auf dem über 700 Menschen 2015 das Leben verloren. Erschütternd ist auch die Rekonstruktion der Mauer von Teresa Margolles “Muro Ciudad Juáres”, die zwischen Mexiko und des USA stand. Dass Beton auch in Köpfen den Lauf der Dinge nicht aufhalten kann, zeigt im deutschen Pavillon auch Natascha Sadr Hagighian, die sich in Natascha Süder Happelmann umbenannt hat. Die Kuratorin ist Franciska Zólyom. Hier exklusiv das Video der offiziellen Eröffnung:
Tintoretto: Rebell und Malergenie
von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Tintoretto, übersetzt Färberlein, wie er abschätzig genannt wurde, war ein Autodidakt und nach dem florentinischen Künstlerbiographen Vasari “leidenschaftlich”, “schrecklich” und verfügte über einen unbändigen Willen. Sein wahrer Name war Jacopo Robusti und er orientierte sich an Michelangelo, Raphael und Giulio Romano. Den Spitznamen erhielt er, weil sein Vater Stofffärber in der Lagunenstadt war. Meisterlich konnte er in seinen Bildern mit der Perspektive und dem Licht umgehen und schaffte Werke voller Bewegung, Dramatik und Widerspruch. Die Musei Civici di Venezia und die National Gallery of Art di Washington feiern nun mit hinreißenden Ausstellungen den 500. Geburtstag des Künstlers, der neben Tiziano, Giorgione und Veronese nicht nur die Malerszene in Venedig, sondern auch die Spätrenaissance in Italien und in Europa beeinflusste...
58. Kunst-Biennale in Venedig: Ralph Rugoff kuratiert
von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Hier ist der exklusive Filmbeitrag zu Rugoffs Vorstellung in Venedig:
16. Biennale d’ Architettura in Venedig oder: die Suche nach Freiräumen
Janine von Thüngens Skulpturen in Palladios Malcontenta-Villa
von Vincenzo Delle Donne
Die neue Botschafterin der Küche des Südens
Art Déco: die italienische Kunst des Schönen und Vergänglichen
Raphaels “Fornarina": rätselhaft schöne Bäckerstochter oder römische Edelhure?
von Gianluca Delle Donne
Hier auch ein filmischer Eindruck von einem einzigartigen Meisterwerk:
15. Architektur-Biennale in Venedig: auf der Suche nach neuen städtebaulichen Impulsen
Juwelen einer privaten Kunstsammlung
von Gianluca Delle Donne
Video zu einer einzigartigen Tiepolo-Ausstellung in der Villa Manin (Udine):
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